Okinawa-Reise 2024

Es ist zwar schon etwas länger her, aber erst jetzt komme ich dazu, mal etwas zur Reise nach Okinawa (Japan) im November 2024 zu schreiben.

In diesem Jahr (2024) war ich wieder mit Freunden vom 16. bis 24. November in Naha/Okinawa, um zu trainieren. Das ist an sich nichts Neues und nach mittlerweile fünf Aufenthalten dort stellt sich langsam Gewöhnung ein und ich frage mich, ob das gut ist. Und ich stelle mir auch die Frage, ob man überhaupt nach Japan reisen muss, um Kampfkunst zu praktizieren.

Mein ehemaliger Lehrer, Werner Lind, antwortete mal auf diese Frage: „Man muss auch nicht in die Berge, um jodeln zu lernen.“ Das stimmt. ABER: es jodelt sich einfach besser in den Bergen, bzw. man fühlt sich einfach besser dabei. Ein MUSS ist es also nicht.
Genauso verhält es sich mit den Kampfkünsten. Ich liebe es wirklich, bei meinem hiesigen Lehrer Roberto Romero in Deutschland Karate und Kobujutsu zu trainieren oder von meinem Schwertlehrer Oliver Hofmann unterrichtet zu werden.

Aber… wenn ich dann die Gelegenheit habe, mit beiden auf Okinawa bei unseren gemeinsamen Lehrern zu trainieren… ist das einfach nur ein geiles Gefühl, macht viel Spaß und gibt viel Kraft für die Arbeit im heimischen Dojo. Auch weil man bei so einer Trainingsreise nach Japan einfach nur abschalten und sich 100%ig auf die Kampfkunst konzentrieren kann.

Das haben wir wieder getan. Wir, das waren Roberto Romero (Oshiro Dojo Dresden), Jörg Rippert (Oshiro Dojo Rodau), Oliver Hofmann (Oshiro Dojo Hamburg), Gregor Thiel (Oshiro Dojo Rodau) und ich. Wir haben viel Zeit beim Training verbracht, wenig Sightseeing gemacht und viel miteinander gesprochen und Zukunftspläne geschmiedet.

Das Training fand zunächst einmal bei Oshiro Toshihiro Shihan (Chef des RBKD) statt. Dreimal hatten wir die Gelegenheit für ein Privattraining morgens oder abends. Dabei waren Grundlagen im Focus: Körperarbeit, Bewegung. Prinzipien des Shima ha shorin ryu Karate eben. Einige Kata konnten wir ebenfalls nochmal wiederholen, Details korrigieren, Feinarbeit einschleifen. Kihon kata, Pinan, Naifanchi shodan, Kusanku sho, Chatanyara kusanku. Am regulären Abendtraining im Budokan, bei dem Shihan Kobujutsu unterrichtet, konnten wir ebenfalls zweimal teilnehmen und so auch neue Leute kennenlernen. Besonders habe ich mich gefreut, dass Miguel da Luz beim abendlichen Yamanni ryu Training dabei war.

Mehrfach gab es Gelegenheit, mit Shihan über die Geschichte des Karate und andere Dinge in Verbindung mit den Kampfkünsten zu sprechen, meist bei einem leckeren Mittagessen. (ich vermisse Okinawa soba!) Dabei erzählte er einige sehr interessante Details aus der Karategeschichte (u.a. über Yabu Kentsu, Funakoshi Gigo), die mir neu waren und sicherlich kaum bekannt, aber wichtig sein dürften.

Abends hatte ich zusammen mit Olli mehrfach die Chance, bei Hamamoto Hisao Sensei an meinen Fähigkeiten im Umgang mit dem Schwert (Hachiman ryu Battojutsu) zu arbeiten. Und ich sage nur: es gibt noch viel zu tun. Im Fokus standen die 12 Hachiman kata, die Goo-Serie und die Hashiri gakari (beide Mugai ryu). Hamamoto sensei und die anderen, die sich um mich kümmerten, machten das wieder mit sehr viel Liebe und Geduld, und es macht mich immer wieder glücklich zu sehen, mit wieviel Wohlwollen alle daran arbeiten, ihr eigenen Fähigkeiten zu verbessern und ihre Erfahrungen in der Kunst weiterzugeben. Mein intensives Training in Deutschland wurde mit dem Shodan belohnt. Und: ich darf nun offiziell in Schwerte einen Teil des Hachiman ryu unterrichten. Was für eine Ehre.

Was ich aber am meisten von diesen Tagen in Japan im Kopf behalten werde, sind die vielen Gespräche mit meinen Freunden.

Auf ein neues Kampfkunst-Jahr 2025.

 

Thomas Heinze, 1. Januar 25