Die Kata des Shima Ha Shorin Ryu Karate

Die alten Meister meinten, man bräuchte nur ein bis zwei Kata (Form), um Karate als Kampfkunst zu erlernen. Motobu Choki, einer der berühmtesten Meister des 20. Jahrhunderts und einer der letzten Vertreter der alten kämpferischen Künste, meinte sogar, eine einzige (er meinte die Kata Naihanchi) wäre ausreichend. Und übereinstimmend wird oft erzählt, dass ein und dieselbe Kata oft mehrere Jahre geübt wurde, bevor die nächste gelehrt wurde. Aber warum? Warum so wenige Kata? Warum so ein Fokus auf Kata? Warum keine Erwähnung von Kumite-Training – Jiyu-Kumite?

Die Antwort ist recht einfach: Kata lehrt das Kämpfen. Motobu lehrte nur Naihanchi und Yakusoku (abgesprochenes) kumite (Partnerübung/-kampf). Aber wie kann man mit so einer kurzen Kata so ein guter Kämpfer wie Motobu werden?

Motobu erklärte selber – Kata lehrt einem, wie man kämpfen muss. Es muss also in den alten Kata alles drin gewesen sein – alle Techniken, Prinzipien und Strategien, die man zum Kämpfen braucht.

Und so ist es auch. Kata lehrt einem – sofern sie richtig unterrichtet wird – wie man den Körper einsetzen muss. Oshiro sagt immer „how to set up and control your body“. Das ist alles. Klingt einfach, ist es aber nicht. Geht es hier doch nicht um einfaches physisches Nachahmen von Bewegungen mit dem Ziel, den Körper zu kräftigen und konditionieren. Hier geht es um mehr – perfekte Körperkontrolle, in der Kata geübt ohne den Partner.

Versuchen Sie doch zum Beispiel mal die Kata Naihanchi auszuführen ohne die Knie zu bewegen, wenn die Arme bewegt werden. Oder eine einfache Richtungsänderung in einer der Pinan (z.B. Nidan), wenn ein Übungspartner sich gegen Sie lehnt. DAS bedarf echter Körperkontrolle und -beherrschung.

Richtig unterrichtet und geübt, wird man (selbst ohne jemals Bunkai zu üben) feststellen und erfahren, wie viele Hebel und Würfe in den alten Kata versteckt sind. Und automatisch wird man in der Lage sein, diese anzuwenden. Das war die alte Trainingsmethode vor über einhundert Jahren auf Okinawa, die heute nur noch sehr selten anzutreffen ist.