Trainingslager Letmathe

In jedem Jahr führen wir über bzw. nach Himmelfahrt ein Trainingslager für die Jugendlichen und Erwachsenen des Oshiro Dojo Schwerte in Iserlohn-Letmathe durch.

Auch in diesem Jahr war es wieder so weit: am Freitag nach Himmelfahrt begann das Trainingslager, an dem etwa zwanzig Personen teilnahmen, unter anderem zwei Karateka aus dem befreundeten Oshiro Dojo Seelow. Letztere hatten mit 560 km die längste Anreise.

Schon am Freitag begannen die ersten Trainingseinheiten, nachdem der Einzug erfolgt, die Betten „belegt“ waren. Wie immer in Letmathe lag der Schwerpunkt auf Partnerübungen im Karate und weniger auf Kata. Diesmal wurde mit Übungen der nahen Distanz begonnen, die Dojoleiter Thomas Heinze und Schwarzgurt Gerrit Schoen unter anderem bei Taira Masaji, Aivaras Angelaitis und Paul Enfield erlernt hatten. Viele würden diese Übungen unter dem Begriff „Kakie“ oder „Klebende Hände“ subsummieren. Egal, es ging um Übungen der Nahdistanz, bei dem sich die Hände bzw. Handgelenke beider Partner berühren und die Ableitung von Angriffen schulen. Diese Übungen können oft mit Hebelpositionen enden. Dies haben sie mit dem bei uns geübten Shima ha Shorin ryu Karate gemein: auch hier wird gelehrt, mittels Ableitbewegungen und Körperpositionierungen in den Gegner zu gelangen um dort Hebelpositionen einzunehmen, die eigentlich zerstörende Angriffe gegen Gelenke sind. Die Kenner wissen, was gemeint ist.

Und weil einige Teilnehmer nicht genug kriegen konnten, wurden doch noch Iaito oder Bokken rausgekramt und die 12 Hachiman ryu Battojutsu kata wiederholt. Da es immer noch nicht genug war, ging’s mit einigen Gojushiho kata weiter. Das gemeinsame Grillen unterbrach zumindest die Übungen.

Am nächsten Morgen gab es nach dem Aufstehen eine Einheit Qigong zum Aufwachen, und nach dem Frühstück wurde das eigentliche Tagesprogramm begonnen. Diesmal drehte Dojoleiter Thomas Heinze die didaktische Reihenfolge um, die meist im Karate verwendet wird: anstatt zuerst eine Kata zu lehren und dann zu erklären, was in den Kata „versteckt“ ist, wurden zunächst einfach Selbstverteidigungstechniken einzeln mit dem Partner geübt und dann zu einer neuen Kata zusammengesetzt. So wurde aus vielen einzelnen Übungen (z.B. Verteidigung gegen einseitigen Griff des Handgelenks, Umklammerung von hinten u.s.w.) zwei Kata neu „erfunden“. Ziel war nicht, den vielen Kata unseres Karate-Curriculums neue Kata hinzuzufügen, sondern die Idee zu vermitteln, wie Kata entstanden sind. Zuerst waren die Selbstverteidigungs-/Angriffsübungen da, die dann zur Solo-Routine (genannt Kata) kombiniert wurden, damit auch ein Üben ohne Partner möglich war.

Dieses Üben nahm dem ganzen Samstag in Beschlag. Die vielen verschiedenen Techniken wurden mit wechselnden Partnern ausprobiert, als Kata geübt und immer wieder mit Tipps verbessert, bis am Ende die Anwendungen durcheinander ohne vorheriges Ansagen funktionierte. Das setzte auch die Fortgeschrittenen unter Druck und sorgte für Schweißausbrüche. Am frühen Abend waren die meisten „durch“ und erholten sich in der Sonne. Nur einige unersättliche übten weiter und wiederholten die Hachiman kata, Gojushiho und Kusanku sho.

Der anstrengende Tag fand seinen Abschluss bei Gegrilltem und guten Gesprächen.

Der Sonntag begann mit einer Runde Yoga und fand seinen Abschluss mit dem gemeinsamen Aufräumen nach dem Frühstück.

Letmathe ist immer anstrengend, lustig, vielseitig und eröffnet neue Perspektiven. Deswegen wird es auch in 2025 wieder stattfinden. Gute Traditionen müssen erhalten werden.