Schwarzgurt
Der 6. September war ein besonderer Tag für unser Dojomitglied Marcus Schmitt, aber auch ein besonderer Tag für das gesamte Dojo, auch wenn die meisten von uns das nicht richtig mitbekommen haben: Marcus hat seine Prüfung zum Shodan unter den wachsamen Augen von acht Prüfern unter Leitung von Oshiro Toshihiro, Cheftrainer der Ryukyu Bujutsu Kenkyu Doyukai, bestanden.
Nun ist Marcus nicht der erste Schwarzgurt dieses Dojo – wir haben mittlerweile sieben und einer musste seine Prüfung auf Mai nächsten Jahres verschieben. Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass es nicht unbedingt üblich ist, in einem 13 Jahre alten Dojo mit nur knapp 50 Leuten immerhin sieben Schwarzgurte zu haben, dachte ich, ich sollte mal ein paar meiner Gedanken dazu zu Papier… äh… auf die Website bringen.
Die meisten Menschen verbinden den schwarzen Gürtel mit Meisterschaft. Jeder, der sich auf den Weg z.B. des Karate gemacht hat, weiß, dass dem nicht so ist. Aber was bedeutet dieser Traum eines jeden Karateanfängers? Eine allgemein gültige Antwort scheint es darauf nicht zu geben, deswegen will ich es mal mit meiner Antwort darauf versuchen:
Sho-Dan bedeutet, übersetzt man die japanischen Schriftzeichen (初段), eigentlich nur „erste Stufe“, auf die neun weitere Stufen (=Dangrade) folgen. Insofern geht es nicht um technische Meisterschaft, sondern eher darum, dass jemand den ersten Schritt gemacht hat, hin zur Meisterschaft und bewiesen hat, dass er zumindest die Grundvoraussetzung mitbringt um auf dem Weg der Kampfkunst weiter voranzukommen.
Für mich sollte ein Shodan natürlich gewisse technische Fähigkeiten (abhängig von Prüfungsordnungen der jeweiligen Verbände und damit sehr unterschiedlich) erarbeitet haben. Was für mich aber ebenso einen Schwarzgurt ausmacht ist, dass er sich entschieden hat, den Weg des Karate konsequent weiter zu gehen. Das heißt, dass Karate eben nicht beliebig ist. Man geht zum Training, auch wenn es grad bequemere Dinge gibt, denen man sich widmen kann. Es bedeutet auch, dass sich derjenige auch neben dem regulären Trainingseinheiten selbst aktiv um seinen technischen Fortschritt müht – d.h. zuhause übt, zu Seminaren fährt u.s.w..
Ich finde auch, dass ein Shodan seinen Platz im Dojo gefunden und gleichzeitig erkannt haben muss, dass ein Dojo nicht ein von ihm unabhängiges Ding ist, sondern er Teil einer Gemeinschaft ist, für die er Beiträge (nein, ich meine nicht Geld) bringen muss. Jedes Dojo braucht neben dem Dojo-chô („Dojoleiter“) viele Leute, die helfen, es zu „betreiben“ – die helfen zu unterrichten, die sich um Veranstaltungen, Dojomitglieder und um all das kümmern, was so anfällt.
Ich merke immer mehr, dass es ohne diese Leute nicht geht. Ich selbst arbeite noch für mein Geld und betreibe die Karateschule in meiner Freizeit. Da ist soviel zu tun, dass ich es einfach nicht schaffen kann, alles allein zu machen. Insofern brauche ich Leute, die mich unterstützen und nicht denken, dass das Dojo ein Selbstläufer ist und mit ihrer Beitragszahlung ihr Anteil abgeleistet ist. Jeder Schüler braucht sein Dojo und das Dojo braucht ihn. Das ist nicht einfach in einer Gesellschaft, bei der immer mehr das Prinzip „Geld gegen Leistung“ vorherrscht, wo vorher (ehrenamtliches) Engagement üblich war.
Deswegen bin ich froh, dass „meine“ Schwarzgurte auch die sind, die das meiste im Dojo leisten. Deswegen stehen wir da, wo wir sind. Und nicht zuletzt wegen ihnen können wir weiter wachsen, was nicht „mehr Mitglieder“ heißt, sondern dass wir besseres Karate/Kobujutsu machen.
Und weil für mich und meine Schüler das Erreichen der Schwarzgurtstufe am Ende doch etwas ganz besonderes ist, schenke ich allen Prüflingen nach der bestandenen Prüfung einen mit Namen und Ryukyu Bujutsu Kenkyu Doyukai bestickten Schwarzgurt.
Ich freue mich über den neuen Schwarzgurt und ich freue mich auf den weiteren Weg mit Euch! Ganbatte!
Thomas