Traditionelles Trainingslager in Letmathe

Ok, Himmelfahrt ist vorbei und endlich ist wieder das jährliche Trainingslager des Oshiro Dojo Schwerte. Trainingslager bedeutet: von Freitagnachmittag bis Sonntagmittag gemeinsam trainieren, wohnen, essen. Gemeinschaft – „Dojo-Familie“ eben.

Was haben wir dieses Mal gemacht? Am Freitag gings los mit Naihanchi shodan und Anwendungen daraus. Klingt jetzt nicht spektakulär, ist es aber, wenn man die Kata noch nicht kennt, wie einige Teilnehmer. Im Trainingslager gibt es bei uns nämlich keine Gruppen, eingeteilt nach Graduierungen. Hier trainieren alle zusammen: von 3 Monaten Training bis 30 Jahre. Lernen kann jeder was.

Die Naihanchi-Kata ist eine in Okinawa sehr verbreitete Form in den Shorin Richtungen. Auch wenn es viele Vermutungen über die Herkunft gibt, eins ist klar: Naihanchi war früher eine der Einführungskata neben Seisan. Manche finden sie langweilig. Wir im Dojo Schwerte nicht. Auch wenn die „Fußarbeit“ nicht ganz trivial ist, so ist es doch einzigartig, dass man sich bei der Kata ausschließlich auf einer Linie seitwärts bewegt. Die wenigen „Schritte“ ermöglichen es, sich auf die Arbeit des Oberkörpers zu fokussieren und insbesondere darauf zu achten, dass sich die Bewegung des Oberkörpers nicht ungewollt auf die Beine übertragen. Oshiro Shihan sagt immer: „Separate your body“! Einfacher Satz – schwierige Umsetzung. Richtig kompliziert wurde es für die Fortgeschrittenen, die dann auch noch die Bewegungen aus dem Körper machen und dabei entspannt bleiben mussten. UND das Gewicht einsetzen. Plötzlich wurden aber die Kampfprinzipien sichtbar. Die fiesen kleinen Techniken, eng am Körper des Gegners. So eng, dass man in dessen „Privatbereich“ eindringt, was sofort Unwohlsein beim Gegner verursacht. Das wurde dann gemeinsam noch geübt und erprobt. Das gemeinsame Grillen hat auch die beim Training verbrauchte Energie zurückgegeben.

An dem Abend wurden noch die neuen Schwarzgurte gefeiert und Geschenke übergeben. Dojoleiter Thomas Heinze schenkte jedem der erfolgreichen Prüflinge einen Schwarzen Gürtel mit dem eingestickten Namen auf Japanisch. Einige Dojomitglieder hatten noch kleine Geschenke und leckere Kuchen vorbereitet und verteilt. Sehr wahrscheinlich für viele ein unvergessener Abend. Nun sind sechs Dojomitglieder Dan-Träger und die nächsten bereiten sich schon auf die Prüfung vor. Was für eine Entwicklung!

Am Samstag wurde mehrfach trainiert. Morgens ging es mit einer Einheit Yoga zum Aufwachen los. Nach dem Frühstück wurde für mehrere Stunden eine längere Form als Renzoku geiko geübt, bei der mehrere Uke waza in Form von Selbstverteidigungsanwendungen mit Partnern praktiziert wurden. Viele Hebel und Gegenangriffe, Würgen, Schlagtechniken und Stöße waren in der Form verarbeitet. Da diese nicht ganz einfach war, brachte die Übung viele an die (geistigen) Grenzen.

Zum Abschluss gab es am Sonntag noch eine Einheit Qigong. Und schon war das Wochenende vorbei. Leider.

Nicht in Worte zu fassen ist die Zeit dazwischen, die zum Kennenlernen „der Neuen“, quatschen, philosophieren, geschichtenerzählen, trinken, fachsimpeln, essen genutzt wurde. „Dojo-Familie“ eben. Gerne nächstes Jahr wieder!

 

Danke an alle Helfer (insbesondere Manu) und Essens-Mitbringer!