Gruppenbild am Abschluss

Okinawa-Reise 2023 (Teil 1)

Endlich war es wieder so weit: einige Mitglieder des Oshiro Dojo Schwerte reisten Ende November wieder nach Okinawa, um dort zu trainieren.

Dojoleiter Thomas Heinze und Manu Schmitt flogen am 20.11. mittags los, um am nächsten Tag über die Zwischenstation Tokyo Haneda nach Naha auf Okinawa weiterzureisen. Allein der Flug von Frankfurt nach Tokyo dauerte zwölf Stunden. Nach der Ankunft am späten Nachmittag gings per Taxi ins Harbor View Weekly. Natalie Held, ebenfalls aus Schwerte, hatte vorher schon einen Aufenthalt in Tokyo und kam ebenso später an, wie Rico Pohle. Der lebt schon lange in Japan und trainiert ebenfalls Shima ha Shorin ryu Karate unter Oshiro Toshihiro Shihan. Gemeinsam mit dem Dojoleiter des Oshiro Dojo Hamburg, Olli Hofmann, wollten die fünf zunächst drei Tage Training bei Oshiro Shihan genießen.

Aber erstmal wurde der nächste Supermarkt geplündert und die notwendigen Lebensmittel für ein Abendessen und den folgenden Morgen eingekauft. Das anschließende Abendessen bestand aus dem für deutsche Verhältnisse saubilligem Sushi und Sashimi und wurde ausgiebig genossen, bevor es ins lang ersehnte Bett ging.

Mittwoch, 22.11.

Am nächsten Morgen sollte es auch gleich morgens um 10 Uhr im Budokan, einer großen öffentlichen und frei für jeden nutzbaren Halle für die Kampfkünste, losgehen. Dort hatte man sich um 10 Uhr verabredet. Die folgenden zwei Stunden wurde intensiv Grundlagen trainiert. Das Privattraining mit Oshiro Shihan hat bei nur fünf Teilnehmern den Vorteil, dass er sich viel Zeit nehmen kann, um Erklärungen zu geben und jeden einzelnen genau unter die Lupe zu nehmen und zu korrigieren bzw. Tipps zur besseren Ausführung zu machen.

Auch bestimmte Übungen, die den Körper auf das Training vorbereiten, wie zum Beispiel Dehnungsübungen für das Hüftgelenk (für die Insider: der Frosch) oder die Arme standen auf dem Programm, immer wieder begleitet von Erläuterungen des Sensei. Oshiro Shihan hat sich mehr als 40 Jahre mit der Frage beschäftigt, wie die alten Meister (Motobu Choki, Hanashiro Chomo oder Shiroma Shinpan, wie noch traditionelles Karate (vor der Versportlichung) kennengelernt hatten.

So übten wir eine Form der Naihanchi, die auf Motobu Choki zurückgeht und sich u.a. durch eine völlig einzigartige Haltung der Hände zu Beginn beinhaltet. Die üblichen peitschenartigen Bewegungen wurden natürlich viel wiederholt, wobei die Ausführung schwieriger ist, als gemeinhin angenommen. Oshiro Shihan legt Wert auf eine Ausführung aus dem Körper heraus und nicht aus den Armen oder durch übertriebene Hüftbewegung(/rotation).

Die vereinbarten zwei Stunden waren schnell um und wir hängten nochmal ca. 2 Stunden dran, um das Geübte nochmal in Ruhe zu wiederholen.

Nach der anschließenden Dusche gings zu Fuß los Richtung Shureido, dem Shop für Kampfkunstausstattung in Naha, der weltweit bekannt ist. Zwischendurch wurde ordentlich gegessen, gab es doch seit dem Frühstück nichts mehr zwischen die Zähne. Einige Teilnehmer litten schon ziemlich unter Nahrungsentzug.

Bei Shureido wartete leider eine Enttäuschung: es gab keine Karate-Gis mehr. Mindestens drei Monate vorher hätten wir bestellen müssen. Schade. Aber so wurden einige Kleinigkeiten mitgenommen, bevor es zu einer Grundschule in Kume weiterging. Dort gab der Dojoleiter unseres einzigen Dojo auf Okinawa, Shimoji Eisaku, Grundschulkindern Karate beibrachte. Wir schauten dem Training zu und verabredeten ein weiteres Treffen während unseres Aufenthaltes.

Donnerstag, 23.11.

Wieder waren wir um 10 Uhr mit Oshiro Shihan im Budokan zum Training verabredet. Diesmal wurde Karate und Yamanni ryu bojutsu geübt. Im Wesentlichen ging es um die Kata Suji no kon. Diese ist zwar keine der fortgeschrittensten Kata des Yamanni ryu, enthält aber einige Bewegungen, die recht schwierig sind, will man sie richtig ausführen. Die Kata enthält viele Richtungsänderungen, die eben nicht einfach nur mit Körperrotation, sondern durch „inneres Aufziehen und Verdrehen“ (eine bessere kurze Umschreibung fällt mir nicht ein) gemacht werden. Jedenfalls nichts für Anfänger und deshalb Inhalt dieses Trainings und wieder begleitet von Demonstrationen und Erläuterungen seitens unseres geschätzten Lehrers.

Jedenfalls hatten wir wieder so viel Input, dass wir erneut zwei Stunden dranhängten.

Nachmittags statteten wir Okinawas bekanntester Einkaufsstraße (und Touristenfalle), der Kokusai dori („internationale Straße“) einen Besuch ab und ließen natürlich auch wie erwartet einige (nicht wenige) Yen dort. Sehenswert ist hier immer wieder der in der Nähe der Seitenstraße Heiwa dori gelegene Fischmarkt, der die Flachland-Deutschen immer wieder zum Staunen bringt. Und Hunger macht…

Der wurde abends bei einem ausgiebigen Abendessen, zu dem wir Oshiro Shihan und Shimoji Sensei eingeladen hatten, gestillt. Das Essen in unserer Stamm-Izakaya war wieder vorzüglich. Die okinawanischen Izakaya bieten vielfältige kleinere Speisen an, sodass wir uns an dem Abend durch die Bandbreite der okinawanischen Küche futterten und Dinge aßen, bei denen man üblicherweise in Deutschland wohl die Nase rümpfen würde (zumindest meine Kinder würden hier hungrig rausgehen). Natürlich wurde okinawanischer Awamori getrunken, der für Okinawa typische Reisschnaps. Da wir gleich drei Experten für das leckere Getränk bei uns hatten und einer davon mit dem Besitzer verwandt war, wurden gleich zwei ziemlich gute Flaschen durch uns gekillt… ähhh… genossen. War sehr lecker. Shihan hatte wieder viel zu erzählen über Kampfkunst und das Training früher.

Freitag, 24.11.

Leider war nun schon der letzte Tag des Privattrainings mit Shihan. Neben einer theoretischen Lektion über das Verhalten gegenüber einem Lehrer wurde an diesem Tag die Kata Kusanku sho intensiv geübt, war sie doch neu für uns. Viele Details wurden herausgearbeitet und intensiv wiederholt. Und auch an diesem Tag gab es eine weitere Einheit, bei der neben der Kata auch nochmal die Schwertkata des Hachiman ryu battojutsu unter Anleitung von Olli Hofmann wiederholt wurden, stand doch für den nächsten Tag das Training mit Hamamoto Sensei auf dem Programm.

Nach der Dusche ging es wieder zu Fuß zum Sightseeing los. Diesmal waren der Matsuyama koen und der Fukushuen auf dem Programm. Diese beiden Parks in Nahas Stadtteil Kume sind insofern besonders, als dass sie für Karate eine besondere Bedeutung haben. Kume soll ein Zentrum der Kampfkunst in Naha gewesen sein, lebte dort doch eine Community von Menschen mit chinesischen Wurzeln denen nachgesagt wird, dass einige auch Kampfkünste praktizieren und u.a. auf sie die Richtung des Naha te zurückgeht.

Wie das genau war, ist nicht mehr sicher nachweisbar. Sicher ist aber, dass mit Meister Higaonna Kanryu einen Meister gab, der das Naha te durch chinesische  Einflüsse entwickelte. Ihm ist im Matsuyama koen ein Denkmal gewidmet, ebenso wie den ersten chinesischen Einwanderern, auf die Kume zurückgeht und die Ende des 15. Jahrhunderts nach Okinawa kamen (Sanjuroku jin / 36 Familien).

Gegenüber gibt es den Fukushu en, einen chinesischen Park, der seit Jahrhunderten bestehenden, engen Verbindung nach China gewidmet ist. Ein wunderschöner, immer wieder sehenswerter Park.

Abends holten wir noch ein paar vorbestellte Bos bei Shureido ab, bevor es zum Abendessen in ein traditionelleres okinawanisches Restaurant ging. Natürlich gab es wieder (u.a.) Okinawa soba.

 

Hier gehts zu Teil 2 des Berichtes.